Besuch von MoHaSi

Wie ich schon im letzten Eintrag angekündigt habe, kam mich meine Familie besuchen.

So durfte ich die drei Weißgesichter ;) am 26. März am Flughafen von Bukoba abholen.

Die Freude war natürlich auf beiden Seiten riesengroß. Da ihr Hotel direkt neben dem Flughafen und somit auch ganz in der Nähe von unserem Haus lag, konnten wir trotz den schweren Rucksäcken direkt zum Hotel laufen. Zuallererst wurde ein neuer Rucksack gepackt. Denn meine Familie hatte überlebensnotwendige Dinge wie Schokolade, Gummibärchen, Nutella (!), Balsamico-Essig, Pumpernickel, leckerstes Uschi-Brot und Kleidung für mich eingepackt. Deshalb gab es bei uns zuhause angekommen auch gleich ein wundervolles Frühstück. Da wurde ich sogar noch mit einem Ostergeschenk überrascht und ganz vielen lieben Briefen von Verwandetn und Freunden. An dieser Stelle noch einmal DANKE dafür :D Habe mich sehr darüber gefreut! 

Simon und ich beim Früstück
Simon und ich beim Früstück
Das leckere Brot von Uschi! Keine Ahnung, warum Simo so kritisch schaut ;)
Das leckere Brot von Uschi! Keine Ahnung, warum Simo so kritisch schaut ;)

Nach einer kurzen Verschnaufspause für Mama, Papa und Simon ging es dann mittags ab ins Tumaini Center. Simon durfte dabei das erste Mal meine Fahrkünste auf dem Piki erleben ;) 

Im Center waren auch die Verwandten von Fabi, welche schon zwei Tage vor meiner Familie, nämlich an Fabis Geburtstag, angereist waren. Wir wurden von den Kids mit Tänzen und Liedern begrüßt. Danach führte ich meine Familie noch durchs Center, währenddessen wir immer wieder ein paar der Kinder trafen, welche plötzlich ganz schüchtern und gar nicht mehr so frech waren ;) 

Nach einem Zwischenstopp an der Schule ging es in die Stadt zum Chipsymayai-Essen.

Danach hieß es auch schon wieder Ausruhen, denn am Abend stand Fabis Geburtstagsfeier an. Fabi hatte ziemlich viele Leute eingeladen, weshalb er auch einen Koch organisiert hatte, der für das leibliche Wohl der Gäste an diesem Abend zuständig war. Er kochte typisch tansanisches Essen, was auch wirklich sehr gut geschmeckt hat. Für mich war es lustig, meiner Familie dabei zuzuschauen, wie sie versuchten, dieses Essen mit den Fingern zu essen. Selbst nach sieben Monaten kann ich das noch nicht richtig, aber als ich meine Familie so essen sehen habe, dachte ich mir, dass ich wohl doch schon ein bisschen dazu gelernt habe...

Im Tumaini Center mit Kaiza
Im Tumaini Center mit Kaiza
Simon tiefenentspannt ;D
Simon tiefenentspannt ;D
Ostazi, unser Koch für diesen Abend
Ostazi, unser Koch für diesen Abend


 

Fabi hatte auch die Jungs von MWANZO MPYA eingeladen. So konnte meine Familie die Jungs gleich kennenlernen. Meinen Bruder wollten sie immer zum Tanzen überreden ;) Denn das darf bei einer tansanischen Feier nicht fehlen: das Tanzen. Dadurch konnte sich MoHaSi endlich ein Bild von den Tanzkünsten (vor allem vom Hüftschwung) der Menschen hier machen. Später wurde im Garten noch ein Lagerfeuer angezündet, an dem wir (Lisa, Fabi, Timon, Dio und ich) noch bis spät in die Nacht saßen.



 

Am nächsten Morgen hieß es aber wieder recht früh aufstehen, weil es zum Gottesdienst ging. Wir waren in dieser Kirche schon ein paar Mal, da der Pastor der Vater von Elia ist. Angekommen in der Kirche, mussten wir uns natürlich ganz nach vorne setzen – eine große Ehre. Außerdem mussten Fabi und ich logischerweise unsere Familien vorstellen. Danach lief der Gottesdienst aber normal weiter – Elia übersetzte durch ein Mikro alles auf Englisch. Es wurde wie immer viel gesungen, getanzt und gebetet. Leider hielt nicht der Vater von Elia die Predigt, sondern ein Gastprediger, dessen Stärke es nicht gerade war, sich knapp zu halten ;) Trotzdem war ich froh, meine Familie mit in die Kirche genommen zu haben. Denn ein tansanischer Gottesdienst ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis als in Deutschland.

 

Danach ging es natürlich wieder zum Essen (meine Familie hat sich die ganze Zeit über hier nicht an die Portionen gewöhnt;)) und dann ins Hotel zurück. Da Ostersonntag war, ging es nachmittags ins Yasilla, einem Restaurant direkt am See, wo man eigentlich leckeren Fisch essen kann. Ich hatte aber unterschätzt, wie wichtig der Ostersonntag den Menschen hier ist. Deshalb befand ich mich dann mit Fabis und meiner Familie inmitten einer riesigen Menschenmenge. Gefühlt ganz Bukoba hatte sich am Strand versammelt, um Ostersonntag zu feiern. Deshalb gab es dann im Restaurant einfach nur gekühlte Getränke. Nachdem wir uns doch dagegen entschlossen hatten, in die „Osterdisco“ zu gehen (Lisa war leider etwas krank und wir mussten mit einem gewissen „Kito“ (Hund der Vor-Freiwilligen) an der Leine den ganzen Weg durch die Menschenmenge nach Hause zurücklaufen) haben wir uns mit unseren Familien im Hotel zu weiteren kühlen Getränken getroffen:)

In der Kirche, während wir unsere Familien vostellten
In der Kirche, während wir unsere Familien vostellten
Die Kirche - ist gerade im Umbau
Die Kirche - ist gerade im Umbau

Ganz Bukoba auf den Beinen - fein herausgeputzt
Ganz Bukoba auf den Beinen - fein herausgeputzt
wie immer entstehen super Bilder mit Simon zusammen ;)
wie immer entstehen super Bilder mit Simon zusammen ;)

 

Montags ging es für Fabi und seine Familie in Richtung Safari während ich meiner Familie bis Mittwoch noch Bukoba und die Projekte zeigen konnte. So waren wir am Strand, an der Mugeza Mseto, auf dem Markt, bei Khamisis Shop, beim Chaiman, im Tumaini Office und bei den Jungs im Zimmer. Wir haben es leider nicht nochmal ins Tumaini Center geschaftt, da ich mich etwas kränklich gefühlt habe. Im Labor hat sich herausgestellt, dass ich anscheinend Malaria, Typhus und UTI hatte. Keine Ahnung, ob ich das wirklich hatte - irgendetwas hatte ich auf jeden Fall...

An der Mseto waren die Kinder, wie auch im Tumaini Center, anfangs ziemlich schüchtern. Nach und nach hat sich dann aber ein immer größerer Kreis an Kindern um uns gebildet, die auf meine Eltern und meinen Bruder eingeredet haben. Es war auch auffällig, dass sich eigentlich nur Mädels um uns versammelt hatten – Vielleicht lag das ja auch an Simon ;)

Jedenfalls wollte mir anfangs keiner glauben, dass Simon jünger ist als ich, wo er doch so viel größer ist :D

In Bukoba auf dem Markt und in der Umgebung gab es für meine Familie viele neue Eindrücke zu verarbeiten. Da sind meiner Mutter zum Beispiel all die verschiedenen Gerüche aufgefallen. Die rieche ich natürlich auch, nehme sie aber nur noch am Rande war, da sie für mich alltäglich geworden sind. So war es mit vielen Dingen, die meiner Familie aufgefallen sind und mir gar nicht mehr wirklich bewusst sind. Gleichzeitig erinnere ich mich aber, dass mir dieselben Dinge am Anfang von meinem Jahr hier aufgefallen sind, die ich dann versucht habe, über Skype zu beschreiben. Da sind zum Beispiel all die unzähligen Vögel in den unterschiedlichsten Farben/ die unglaublich grüne Landschaft/ der Wind und das Wellenrauschen/ Frauen, welche alles Mögliche auf ihrem Kopf balancieren/ Kinder, die am Straßenrand spielen – Alltag eben.


 

Ein weiterer Platz den ich meiner Familie auf jeden Fall zeigen wollte, war der Chai Man. Der Chai Man an sich wird MWALIMU (Lehrer) gerufen, da er Koran-Unterricht gibt. Abends jedoch kocht er scharfen Ingwertee, Kaffee, macht Karanga und Goncha (Erdnüsse und gegrillte Bananen.) Man sitzt auf niedrigen dünnen Holzbänken und kann so in Ruhe seinen TANGAWIZI (Kisw: Ingwer) schlürfen, während man gleichzeitig dem geschäftigen abendlichen Treiben auf der Straße zusehen kann. Obwohl der Tee extrem gesüßt ist, war er meinem Bruder viel zu scharf. Da meine Mutter leider erkältet war, hatte sich aber somit zum Glück schnell eine Abnehmerin gefunden :)

Während der Tour durch Bukoba durfte natürlich das Office von Tumaini nicht fehlen. Dort gab es wie in jedem tansanischen Office auch sofort gleich Tee. Diesmal kein Ingwertee, sondern den typischen heißen, zuckersüßen tansanischen Tee, den auch Simon sehr gerne getrunken hat. Obwohl wir alle etwas erhitzt waren, da ich mit meiner Familie von zuhause aus über den Strand zu Fuß zum Office gelaufen bin. Im Office wurde meine Familie herzlich begrüßt und alle waren sich wieder einig, wie ähnlich wir uns doch sehen. Auch mit Sister Adventina konnten wir glücklicherweise ein paar Minuten reden, obwohl sie die wohl beschäftigste Frau ist, die ich kenne.

Die Tage in Bukoba vergingen unglaublich schnell. Wir waren noch bei den Jungs im Zimmer, immer wieder bei Khamisi am Shop, auf dem Markt und Simon durfte Fußballtraining mitmachen!



 

Am Donnerstag ging es in aller Frühe mit einer kleinen Propellermaschine über den Viktoriasee nach Mwanza und von dort mit dem Flieger zum Kilimanjaro Airport von wo es nach Arusha ins Hotel ging. Von dort startete unsere Safari in den Tarangire Park, gefolgt vom Lake Manyara und zum Abschluss in den Ngorongoro Krater. Wir haben zwar nicht die BIG 5 gesehen – der Leopard hat gefehlt – dafür haben wir unglaublich viele Jungtiere gesehen. Dazu viele Elefanten von ganz nah, Löwen nach dem Fressen, Nashörner im tiefen Gras, Nilpferde im Schlamm, Herden von Zebras, einzelne in der Pamba stehende Gnus, Büffel, trinkende Giraffen, spielende Affen, unzählige Flamingos, entspannte Sträuße, aufgeschreckte Gazellen, unzählige bunte Vögel, Warzenschweine und Hyänen, kleine flinke Füchse, unglaubliche Aussichten und wunderschöne Natur. Die drei Tage Safari gingen viel zu schnell rum und am 4. April hieß es schon wieder Abschiednehmen. Mit dem Flug hat glücklicherweise alles gut geklappt und meine Familie ist wieder gut in Deutschland angekommen :)

Auch wenn für meine Familie die Reise wohl ziemlich anstrengend war, bin ich doch unglaublich froh, dass sie hier waren. Denn so ist das passiert, was ich mir erhofft hatte. Sie haben mich ganz erstaunt auf Dinge hier hingewiesen, die ich ihnen versuche, seit sieben Monaten zu beschreiben. Durch ihren Trip hier her können sie sich, glaube ich, ein bisschen besser in mich hineinfühlen. Auch wenn die Reise ungemein spontan war, so hat sie sich doch für uns alle gelohnt - davon bin ich überzeugt :)

In Deutschland hieß es für meine Familie erst mal wirklich ankommen und ging es wieder ans Arbeiten und ab in die Schule. Für mich ging es mit Fabi und seinen Bekannten noch nach Marangu, das ganz in der Nähe des Kilimanjaro liegt. Dort haben wir Kaffeeplantagen besucht, waren in den Höhlen der Wachaga (einem altem Stamm am Kilimanjaro) und sind zu einem Wasserfall abgestiegen. Danach haben Fabi und ich uns noch Moshi angeschaut. Jedoch hatten wir beide Heimweh nach Bukoba und sind deshalb schon am Freitag von Arusha aus die lange Busfahrt zurück nach Bukoba angetreten. Wie immer nach einer Reise war ich unglaublich froh wieder zurück in "meinem Bukoba" zu sein :)





Wie so oft nach Reisen war ich erst mal wieder etwas krank :/ Konnte aber trotzdem in allen Projekten vorbeischauen und bin für nächste Woche wieder topfit. Übernächste Woche kommen die Ugandafreiwilligen, da wir hier unser Zwischenseminar für eine Woche haben werden :) Danach geht es nach Sambia, wo wir natürlich die Freiwilligen von dort aber auch die Freiwilligen aus Namibia treffen werden, welche auch in Sambia Urlaub machen. Wenn wir aus Sambia zurückkommen wird es auch gar nicht mehr so lange dauern, bis die großen Schulferien vor der Tür stehen und unsere Zeit hier wird auch viel zu schnell immer weniger!

Zum Abschluss habe ich MoHaSi gebeten, jeweils einen kleinen Kommentar zu ihrer Reise zu schreiben, da sie eindeutig besser beschreiben können, wie sie sich hier in Tansania gefühlt haben als ich.

 

KOMMENTARE:

Mama Moni
Mama Moni

 

"Am 25. März war es so weit: gewohnt zuverlässig und pünktlich, mitten in der Nacht, holte uns Tobi ab, damit wir mit dem ersten Flieger um 6 Uhr Richtung Luzie bzw. Tansania starten konnten. Beim Abflug in Stuttgart waren wir über unsere warmen Jacken froh, beim 7-stündigen Zwischenstopp in Dar es Salaam machten uns die gefühlten 35 Grad etwas zu schaffen… Aber welch Freude, und dafür schwitzt Mama ja auch gerne, dann nach der Landung in Bukoba Luzie auf den übersichtlichen Flughafen schlendern zu sehen um uns abzuholen! Zu viert und zu Fuß ging es dann die wenigen Meter zu unserem Hotel und gleich danach zu dem ebenso nur wenige Meter weiter entfernten “Übergangs-Zuhause“ von Luzie. Dort genossen wir erst mal das von Oma Uschi selbst gebackene Körnerbrot mit … ja, mit Nutella (für uns zwar lecker, aber nichts Besonderes, anders für Luzie und ihre drei Mitfreiwilligen )

Es folgten Eindrücke und Erlebnisse in Bukoba, für die man sich auch mehrere Wochen Zeit nehmen könnte/sollte, aber die Osterferien sind nun mal sehr begrenzt… Ich möchte hier nicht über die einzelnen Erlebnisse schreiben, sondern eher berichten, welche Eindrücke ich mitgenommen habe – manches bleibt mir sicher lebenslänglich.

Zunächst muss ich ja sagen, dass wir von Luzie mit Bildern und Berichten schon sieben Monate lang in die Stadt, ihre Menschen und Luzies Projekte eingeweiht wurden. Dass das eigene Sehen, Riechen, Hören, Fühlen daraus aber erst das wirkliche Bild macht, habe ich erst vor Ort kapiert. Und das war seeehr beeindruckend, teilweise ausgesprochen positiv und erfreulich, teilweise aber auch schockierend.


Erst mal ist da Luzie, die ihre Familie in fließendem Kiswaheli durch die Stadt und den Alltag dort leitet (eine neue Erfahrung, bislang waren eher wir Eltern die Leithammel); wir wären völlig aufgeschmissen gewesen, weil wir nicht mal das tansanische Englisch verstanden (sorry!). Obwohl wir die Begrüßungsgepflogenheiten fleißig gelernt hatten und im deutschen Wohnzimmer das auch ganz ordentlich geklappt hatte, musste Luzie ständig soufflieren, damit wir nicht so ganz wie Idioten dastanden… Danke, Luzie, für deine Geduld mit uns!

Ob uns die Menschen in Bukoba nun als Weiße oder als Luzies Familie so freundlich begegnet sind, weiß ich nicht, vermutlich war`s die Kombination von beidem. Jedenfalls war es (gefühlt) an jedem Eck bekannt, dass wir da sind… und so wurde überall nach „Lusie“ (in Tansania wird kein „z“ gesprochen), Baba Lusie, Mama Lusie und Ndogo Lusie gerufen. Jeder begrüßte uns gerne und ließ uns aber auch weiterziehen, ohne uns anzubetteln oder uns etwas verkaufen zu wollen. Das hat mich überrascht, aber wir waren in Bukoba eben keine Touristen (die findet man dort eh kaum), sondern die Familie von Luzie. Viele Menschen in Bukoba sind ausgesprochen hübsch, vor allem Frauen, das muss ich neidlos anerkennen, und Kinder. Die Haltung, wie sie sich bewegen, alles strahlt Ruhe und Würde aus.

Der Viktoriasee, an dem Bukoba liegt, sorgt für eine frische Brise, so dass ich mich mit der Wärme schnell angefreundet habe. Was mich aber angestrengt hat, waren die Gerüche und das Essen. Die dezentrale Müllsammlung und – verbrennung, Ziegen überall, Hühner auf dem täglichen Markt, daneben Stoffe, Gemüse, Schuhe, Gewürze. das Fleisch, und der Fisch ohne jede Kühlung… o.k., ich habe eine „feine“ Nase, und die war mit dieser Flut einfach überfordert.  Zum Essen gibt es dann Kochbananen, Ugali (Maisbrei), Reis, dazu Fleisch oder Fisch. Da die Tiere nicht so viel Fleisch ansetzen können, wie ihre europäischen Genossen, besteht das Fleisch aus Innereien, Sehnen, Knochen. Die Soße um das Fleisch oder den Fisch war sehr schmackhaft, Richtung scharf. Insgesamt war das Essen ja essbar, aber die Mengen haben mich total erschlagen. Der Anblick der übervollen Teller machte mich satt, bevor ich überhaupt angefangen hatte… (jeder Mensch ist anders dumm, ich kann`s nicht ändern).

Und noch etwas hat mich angestrengt: die Lebensumstände der Menschen und die der Schüler in den Schulen, in denen Luzie arbeitet. Fließendes Wasser oder Strom haben die wenigsten, das Plumsklo irgendwo im Hof, keinerlei Maschinen zur Arbeitserleichterung, Wohnraum in Hütten (in die wir gerade noch die Arbeitsgeräte für den Garten unterbringen würden) für die ganze Familie samt Tieren (und die hat deutlich mehr Mitglieder als unsere), die Schule auch für Körperbehinderte mit Stufen überall für 750 Schüler mit 14 Lehrer, Kinder, die „Vergessen“ heißen, oder Albinismus-Kinder, die dort „abgelegt“ werden, um sie vor Verfolgung zu schützen. Ja, ich habe das eigentlich gewusst. Erleben ist nochmal was ganz Anderes und ich staune, wie Luzie, Fabi, Lisa und Timon damit umgehen! Ich habe richtig Respekt, was die vier dort leisten! Was dieser Truppe sicherlich hilft, ist deren Zusammenhalt. Sie ergänzen sich, unterstützen sich, unternehmen viel. Ganz toll. Sie gehören zusammen, sind ein Team – das ist klasse, das so zu sehen. Auch das entwickelt sich nicht von alleine und deshalb auch dafür meine Achtung!

Ich könnte noch lange schreiben, aber in der Kürze liegt die Würze und kurz habe ich längst überschritten…

… also schließe ich mit meiner Begeisterung für die Natur, die ich sehen, riechen und erleben durfte – Dank Luzie in der Wiege der Menschheit, wo es noch ganz viel Platz für Pflanzen und Tiere gibt. Die Farben, das Rot der Erde, die vielen Grüns, das Blau/die Blaus des Himmels – die Kombination ist ein Traum. Die Bäume – dass ich solche sehen durfte! Elefanten, Giraffen, Löwen, Nashörner, Flusspferde, Büffel, Zebras, Gazellen, Hyänen, Gnus, Affen, Vögel in allen Größen und Farben, Bäche, die sich binnen Minuten in strudelnde Flüsse wandeln, dass ich das alles sehen durfte! Irgendwie kann ich es kaum glauben… Danke Luzie! Zum Glück haben wir uns aufgemacht!

Aber auch die Freude auf August ist riesig, wenn wir dir dann helfen können, dich wieder im beschaulichen Aichwald einzuleben!"

Papa Hagen
Papa Hagen

 

"Da bleibt mir nur zu zustimmen – vielleicht noch die Freundlichkeit der Menschen in Bukoba extra zu erwähnen. In Arusha waren wir dann die Touristen, die viel Geld haben und damit Souvenirs kaufen müssen. Und es wurde uns abends gesagt, wir sollten aufpassen, wo wir hinlaufen. Dies war in Bukoba nie notwendig, es gab keine Souvenirs und keine Gefahr.

Vielleicht noch die Kinderaugen, die uns interessiert, erstaunt und manchmal, so glaube ich, auch etwas belustigt angeschaut haben, als wir am Ostersonntag mit Luzie und ihren Freunden in der Kirche waren, beim Gottesdienst. Kirche nennt sich ein fragiles Wellblechdach mit zugehängten Seitenwänden und einem kleinen Podest auf dem gestampften Boden an der Stirnseite, auf dem der Pfarrer mit Micro seine Messe hält und dabei, so erscheint es uns, die Menge unterhält. Wie ein Moderator im Fernsehen, unterstützt von seinen jüngeren Kollegen am Synthesizer, die Boxen riesig groß, unendlich laut. Warum die Kinder uns belächelten? Kirche in Tansania heißt neben Sitzen und Zuhören, Stehen und Singen auch Tanzen und Beten in einer Art, die uns fremd ist, weil sehr ekstatisch. Und wenn Wazungu (Weiße) tanzen, dann müssen Schwarze lächeln. Unsere Bewegungen sehen neben denen der Tansanier sehr eckig und unrund aus. Aber bei den jüngsten Kindern, die übrigens ganz vorne und in der Mitte auf kleinen Bänken saßen, war es dann doch eher ein Staunen, so viele Weiße auf einem Haufen in ihrer Kirche sehen zu dürfen.


Vielleicht noch die Selbstsicherheit und der Stolz der Frauen, die – Moni erwähnt es auch – teilweise sehr hübsch und mit schönen Kleidern auf der Straße gelaufen sind. Kerzengrade, mit anmutigem Blick. Wobei wir nicht viele alte Menschen gesehen haben. Der Altersdurchschnitt liegt bei ca. 18 Jahren.

Vielleicht noch, dass Tansania eines der ärmsten Länder der Erde ist, dies allerdings aufgrund der überwältigenden Natur und Farben und Lebendigkeit der Menschen nicht sofort auffällt. In Arusha fuhren wir in einem Taxi, in dem Musikvideos neben dem Fahren auf einem Bildschirm per Internetverbindung liefen. Wir fuhren an einem AMG Mercedes allerneuester Serie vorbei. Die beiden von uns vieren besuchten Straßenjungs leben in einem ca. 9 m² großen Raum, ohne fließendes Wasser, ohne Toilette, mit einem Stockbett und sonst nichts, aber mit Strom. Und mit zwei Poster der englischen Premier League, die in Tansania unglaublich beliebt ist.

Vielleicht noch das für uns etwas irreale Bild, am Rande der Naturparks, die keinen Zaun außenherum haben, auf Viehzucht der Massai zu treffen, der Blick schweift über die tolle Landschaft, das Auge gewöhnt sich an die Weite und fängt an, die sich bewegenden Punkte auf den Wiesen zu fixieren und zu bemerken, dass es keine Ziegen, Esel oder ähnliches sind, sondern Gnus und Strauße, die friedlich nebenan mit grasen.

Als Letztes, vielleicht meine erheblichen Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines 11 tägigen Aufenthalts gerade in diesem oben beschriebenen, schönen Land, die zu Letzt mein Schwager Bodo hinweggefegt hat, ohne dass er direkt mit mir geredet hätte, aber seiner Schwester aus Erfahrung dringendst geraten hat, Luzie auf jeden Fall zu besuchen. Wie Recht er hatte. Danke Bodo!

Und ganz am Schluss, vielleicht ein Satz zu meiner Tochter. Ich bin stolz auf dich! Furchtbar kitschig, ich weiß, aber das musste jetzt sein."

Bruder Simon
Bruder Simon

"Den ersten großen beeindruckenden Moment hatte ich direkt nach dem Ausstieg aus unserer Propellermaschine auf dem "Flughafen". Da der "Flughafen" aus gerade mal einer Lande-/Startbahn besteht, sieht man drum herum sofort viele, viele Bäume, Sträucher und Wiesen. Wohin das Auge blickt, ausschließlich grün. Es ist ein bisschen komisch, denn trotz der vielen Bilder auf diesem Blog hier, bin ich mit der Erwartung auf viel Sand und Trockenheit dort gelandet. Dass die Natur dort, durch die Nähe zum Äquator, viel Tropisches an sich hat, habe ich also erst dort realisiert.

Neben dem vielen Grün gibt es dort natürlich auch die berühmten Tiere, wie zum Beispiel Löwen, Giraffen, Elefanten, usw. Gut, ich kannte diese Tiere schon von Dokumentationen oder so, aber wenn man den Tieren in Realität und aus nächster Nähe beim Leben zusehen kann, ist es nochmal etwas ganz Anderes und eine tolle Erfahrung. Allein schon was die Viecher alles für Geräusche drauf haben... 

Man darf im Gegenzug zu den großen, bekannten Tieren nicht die kleinen vergessen. Denn es gab so viele schöne Vogelarten, dass man manchmal vor lauter Papagei die Giraffe nicht gesehen hat. Unglaublich in wie vielen Farben es dort am Himmel gewimmelt hat... Das Alles in meinem Alter schon gesehen zu haben, freut mich wirklich sehr. Ich kann mich glücklich schätzen.


Jetzt kommt ein harter Übergang, denn es geht von der Natur zu den Bewohnern dieser Natur.

Für die, die es nicht wissen: Ich war am Anfang, genau wie Papa, etwas dagegen, dass Luzie ein Jahr in Afrika verbringt. Der Grund dafür waren meine Vorurteile über Afrika. Ich sah in Tansania ein Land, in dem es Gewalt, Armut, schlechte Hygiene und Infrastruktur, Hunger, Krankheiten, usw. gibt. In vielem lag ich falsch. In mehr Punkten aber richtig. Das ist zwar traurig, aber es verschaffte mir einen Vorteil in Bukoba, denn ich war gewappnet gegen die vielen schockierenden Eindrücke, die uns Luzies aktuelle Heimat bot. Deshalb war es bei mir so, dass ich von sehr vielem positiv überrascht wurde. Die positive Ausstrahlung der Menschen, die Freundlichkeit, kein Alkohol, keine Zigaretten, null Gewalt, die lässige Art und Weise, usw. Jetzt aber wieder zurück zu meinen Eindrücken. Das heiße Klima, das komplett andere Essen (sowohl in Menge als auch in Geschmack und Zutaten), und das ständig auf der Hut sein, um sofort die richtigen Begrüßungsformeln auf Kiswahili zu erwidern, setzte mich psychisch und physisch unter Druck. Mein Magen spielte verrückt und ich wurde von der neuen, anderen Kultur überrumpelt.

Ich wurde zwar von vielem positiv überrascht, jedoch kapierte ich danach häufig, dass es besser ausgesehen hatte, als es wirklich war. Ein Beispiel: An der Mseto Primary School sah ich Kinder, die zusammen Ball spielten. Sie hatten Spaß dabei und das freute auch mich. Je länger ich darüber nachdachte, bemerkte ich, dass diese Kinder trotzdem körperlich eingeschränkt sind und wenig Perspektive haben.

Ähnlich erging es mir, als wir zum "Labor" von Bukoba gingen, um Luzie auf alle möglichen Krankheiten zu testen. Nach einer kurzen Wartezeit bestätigte sich der Verdacht auf Malaria und Luzie bekam den Rat, sich bestimmte Medikamente zu kaufen. Das taten wir 100m weiter. Ich war beeindruckt über den gut funktionierenden Prozess. Bis Luzie erzählte, dass die meisten Einwohner von Bukoba sich die Tabletten einfach nicht leisten können.

Aber genau deswegen ist meine Schwester dort. Um den guten und schönen Momenten in Bukoba mehr Gewichtung zu verleihen. Ich war selbst dort, deshalb weiß ich, dass Luzie ihre Sache echt richtig gut macht. Jedes Kind hängt an ihr, sie trägt Verantwortung, gefühlt jeder in Bukoba kennt sie und sie hat schon so viel erreicht.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich so viel schreiben werde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mir die Reise nach Tansania einfach gefallen hat. Auch ich kann jetzt verstehen, warum du deine Arbeit dort so schätzt und ich habe es nicht bereut mitzukommen:D"

Gastblogschreiber Simon Kallfaß (Bruder)

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Kommentare: 3
  • #1

    InMiHaLu (Montag, 18 April 2016 23:58)

    Hallo liebe Luzie, nach nun doch längerer Kommentarpause - wieder ein Lebenszeichen von uns:)
    Obwohl ich jeden deiner Einträge (oft mehrfach) "studiert" habe, wusste ich ganz oft nichts zu kommentieren was ich nicht in den vorherigen Kommentaren schon zum Ausdruck gebracht hatte...
    Dass MoHaSi bei dir in Afrika waren ist einfach wunderbar!!!
    Und ich war eigentl. an jedem eurer gemeinsamen Tage gedanklich bei euch. Wenn ich jetzt die super geschriebenen Gastbeiträge lese plus deinen Eintrag, dann verstehe ich nun auch, dass es einen riesigen Unterschied macht ob man "nur" über deinen Blog dabei ist oder tatsächlich bei dir. Es freut mich riesig, dass ihr vier eine (kurze ) Zeit miteinander in Tansania verbringen durftet. Gleichzeitig wurde mir jetzt so richtig bewusst wie ewig lange du nun schon fort bist und es ja auch immer noch etwas dauert bis du wieder kommst (auch wenn bei dir herauszuhören ist, dass es dir nun fast zu schnell geht). Dass ihr vier (Freiwillige) eine so super Gemeinschaft habt und trotz vieler anderer, zum Teil beschwerlichen Lebensumständen noch immer voller Elan und guter Laune dabei seid, finde ich schon außergewöhnlich und bewundernswert. Kitsch hin oder her da darf man schon mal stolz auf die Tochter sein - Papa Hagen.:):):)
    Ich wünsche dir sehr, dass du ganz schnell wirkl. richtig fit wirst und deine letzten Monate in Tansania ohne gesundheitl. Einschränkungen verbringen kannst. Auch wenn schon ganz viel geschrieben - ich kanns nicht oft genug erwähnen - meinen größten Respekt vor eurem Freiwilligen Jahr!!!
    Liebe Luzie alles Liebe für dich und deine Mitfreiwilligen und noch eine gute Zeit in Afrika!!!
    Drücker von InMiHaLu

  • #2

    siem (Sonntag, 24 April 2016 11:57)

    Super lustig MoHaLuSi in Tansania zu sehen - Gefällt mir:)
    Und ich freue mich für euch, da der Besuch bestimmt (auch auf lange Sicht) gut tut.
    Bilder sind toll, Berichte sind super, aber es sind alles nur Beschreibungen. Und hierfür fehlen meist die Sinne.
    Nach den "nur" elf Tagen werden die Bilder und Berichte garantiert ganz anders lebendig.
    Da wird der Spruch: " To travel one mile is more than to read a thousand books" verständlicher.
    Man glaubt ja immer, man versteht. Aber man glaubt.

    Und es freut mich sehr, dich auf den Bildern zu sehen und zuschauen zu können, wie Frau Luzie reift und wächst. Mit wachen, strahlenden Augen. So läuft das. Echten Respekt. Ein Jahr Anders ist schon ne Hausnummer.

    Sag dem Dorfältesten einen Gruß und lass dich drücken:)
    siem

  • #3

    Ingrid Stilz (Samstag, 21 Mai 2016 18:30)

    Wir verfolgen immer wieder gerne deine Berichte - liebe Grüße aus der Heimat.

            Blogs meiner Mitfreiwilligen:

            Lisa: www.lisatansania.wordpress.com

            Fabi: www.fabianintansania.wordpress.com

            Timon: www.timonintanzania.wordpress.com

            Philipp: www.philipptansania.jimdo.com

    Spendenkonto:

 

    Kontoinhaber: ASC Göttingen

    Kreditinstitut: Sparkasse Göttingen

    IBAN: DE10 2605 0001 0000 1110 62

    BIC: NOLADE21GOE

    Verwendungszweck: Spende weltwärts Kallfaß Luzie


"Sport has the power to change the world."

Nelson Mandela